"Borne by Loving Hands"
Ein Zweibrücker malte das legendäre Lincoln Gemälde
Amerika feierte am 14. April 1865 das Ende des Sezessionskrieges (amerikanischer Bürgerkrieg 1861 - 1865). Auf den Straßen in Washington huldigte das Volk dem damaligen Präsidenten Abraham Lincoln mit Paraden und patriotischen Gesängen. Währenddessen vergnügte sich Lincoln im Old Ford Theater bei einer Boulevardkomödie namens "Our American Cousin" von Tom Taylor.
Vom Balkon eines gegenüber des Theaters liegenden Gebäudes aus beobachtete der am 3. Mai 1834 in der Ixheimer Straße 24 in Zweibrücken geborene Kunstmaler Carl Bersch dieses freudige Treiben vor seiner Haustür. Der im Jahre 1860 nach Amerika ausgewanderte Zweibrücker, der nach seiner Schulzeit an der Kunstakademie in München studiert hatte, skizzierte mit Kohlestiften ein Bild nach dem anderen von dem Fackelumzug und den feiernden Menschen auf der Straße.
Plötzlich wurde aus dem Gejubel ein gedämpftes Gemurmel. Im gleichen Moment, öffnete sich die Tür des Theaters, aus der einige Personen eine Bahre in die direkt neben Bersch‘s Wohnhaus angrenzenden Fremdenpension (Petersen's House)schleppten. Auf dieser Bahre lag der leblos scheinende Abraham Lincoln, mit einem blutdurchtränkten Kopfverband. Ein Südstaatenfanatiker namens John Booth verübte mit einem Revolver in der Loge des Theaters einen Mordanschlag auf den Präsidenten, der einen Tag später, am 15. April 1865, in dieser Fremdenpension an seinen schweren Kopfverletzungen verstarb.
Carl Bersch hielt dieses ernste und andächtige Geschehen bis ins kleinste Detail auf seinem Skizzenblock fest. Einige Tage später machte er sich ans Werk und malte anhand seiner gezeichneten Momentaufnahmen ein 120 mal 180 cm großes Ölgemälde in düsteren Farben. Dieses Bild wurde anfangs in der Öffentlichkeit als pietätlos empfunden und es dauerte Jahre bis der mittlerweile anerkannte und hochgeschätzte Porträtmaler Carl Bersch Fürsprecher fand. Durch diese gelang es Bersch das Gemälde mit dem Titel "Lincolns letzte Stunden / Borne by Loving Hands (Von liebevollen Händen getragen)" dem Washingtoner Lincoln Museum, dass in den 1890er Jahren zu Ehren des verstorbenen Präsidenten entstand, zu übergeben, wo es sich noch heute befindet und bereits von Millionen Museumsbesuchern bewundert wurde.
Das legendäre Lincoln Gemälde zählt seit vielen Jahren zu den bekanntesten Bildern Amerikas.
Carl Bersch erhielt im Jahre 1866 die amerikanische Staatsbürgerschaft, er lebte und arbeitete unter anderem in Memphis, Washington, Tennessee und zuletzt in Baltimore, wo er am 01.05.1914 verstarb.