Aus Zweibrücken auf vier Pfoten
Ein Leinwandstar vom Zweibrücker Etzelweg
„The Man from Hell‘s River“ ist der erste einer Reihe von Western, in dem ein Deutscher Schäferhund die eigentliche Hauptrolle spielte. 1921 eroberte Rin Tin Tin, der nach einer französischen Puppe benannt wurde, an der Seite von Irving Cummings die Herzen der amerikanischen Kinobesucher im Sturm.
Von Lee Duncan, Unteroffizier der US Army auf dem französischen Schlachtfeld in der Normandie im Herbst 1918 gefunden, trat der Hund seine Reise nach Nordamerika an, wo er von Lee aufgepäppelt wurde und von ihm Kunststücke erlernte. Nach dem Rin Tin Tin in kürzester Zeit eine ganze Reihe tollkühner „Nummern“ beherrschte, tingelte Lee Duncan mit ihm durch die amerikanische Provinz um ihr Programm zu präsentieren und wurde dabei eines Tages vom Film entdeckt.
Da die Abenteuer die Rin Tin Tin bestehen musste nicht ganz ungefährlich waren und man sich sorgen musste, dass er sich bei den Dreharbeiten verletzen könnte, schickte Warner Brothers, die die Produktion der Filme übernommen hatten, Mittelsmänner ins Mutterland der Deutschen Schäferhunde Ausschau halten nach einem gleichwertigen Ersatz. Einer dieser „Scouts“ landete bei einem Zweibrücker Züchter, dem ein besonders guter Ruf voraus zu eilen schien: Rudolf Wannemacher.
Und so kam es, dass eines Tages im Jahr 1923 bei Berta und Rudolf Wannemacher im Etzelweg 15 die amerikanische Filmindustrie vor der Tür stand. Der Zuchtwart des 1922 ins Leben gerufenen Vereins Deutscher Schäferhunde Ortsgruppe Zweibrücken wird wohl nicht schlecht gestaunt haben, als er erfuhr, warum sich sein Besuch aus Amerika auf diese lange Reise gemacht hatte.
Einer seiner Hunde sollte Kinostar werden!
Schon bald entschied sich der Amerikaner für einen 2-jährigen Schäferhundrüden mit dem klangvollen Namen „Apollo aus dem Rosarium“ aus der gleichnamigen Zucht, die ihren Namen von dem durch Prinzessin Hildegard von Bayern eröffneten Zweibrücker Rosengartens erhielt.
Nachdem der Handel abgeschlossen war, trat Apollo nicht nur eine lange Seereise, sondern auch einen Start in ein aufregendes neues Leben an. In zahlreichen Filmen, wie Rin Tin Tins schwerster Sieg, Rin Tin Tins Rache, Rin Tin Tin als Lebensretter, Rin Tin Tin unter Verbrechern und Rin Tin Tin Tiger Rose musste Apollo alias Rin Tin Tin viele gefährliche Abenteuer bestehen. Mal galt es über schwindelerregende Abgründe zu springen, ein anderes Mal reißende Flüsse zu durchschwimmen, Bösewichter zur Strecke zu bringen oder unschuldige Kinder zu retten.
In dieser Zeit bekamen Berta und Rudolf Wannemacher Post aus Amerika (sie hatten den Verkauf von Apollo schon fast vergessen), in der sich der Käufer noch einmal überschwänglich bedankte und ihnen bestätigte, Apollo mache vor der Kamera eine ausgezeichnete Figur, thank you very mutch, sincerely yours and bye bye!
Apollo war ein Leinwandstar!
In Deutschland wurde Rin Tin Tin leider nie so berühmt wie Lassi, obwohl er in 40 Kinofilmen und 164 Halb-Stunden-Episoden der Star war und 1930 sogar eine eigene Radiosendung hatte. In Amerika allerdings war er zu mindestens für die Kinder bis 1976 ein Superstar auf vier Pfoten. Bereits 1960 durfte „Rin Tin Tin“ neben „Lassie“ seine Pfoten auf dem Walk of Fame in Hollywood in den Beton drücken.
Schon erstaunlich, wo so manche Zweibrücker ihre Spuren hinterlassen!
Apollo aus dem Rosarium alias Rin Tin Tin
"Abdullah"
Das bis heute weltweit erfolgreichste Springpferd der Trakehner Zucht
Der Schimmel Abdullah stammte aus der Zucht des Trakehner Gestüts Zweibrücken – Birkhausen. Nachdem seine Mutter Abiza im Sommer 1970 trächtig nach Kanada verkauft wurde, kam Abdullah am 7. Dezember im kanadischen Unionville (Ontario) bei Gerhard Schickedanz zur Welt. Dass dieses Pferd einmal das erfolgreichste Springpferd werden würde, ahnte sein damaliger Besitzer sicherlich nicht.
Im Alter von drei Jahren wurde der Hengst an Terry und Sue Williams, die Besitzer der Williamsburg-Farm, in Virginia (USA) verkauft. Anfangs wurde er von seiner Besitzerin eingeritten und war in Dressurprüfungen recht erfolgreich. Während seiner späteren Karriere im Springsport begleiteten ihn seine Besitzer zu all seinen weltweiten Turnieren.
Er erlangte Siege unter den Reitern Joe Fargis und Debbie Stephens, seine größten Erfolge erlangte Abdullah jedoch unter Conrad Homfeld. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles gewannen sie Gold mit der Mannschaft und Silber in der Einzelwertung. 1985 folgte der Sieg beim Weltcup Finale in Berlin. Angesichts seiner großen Erfolge wurde er im gleichen Jahr auch vom Trakehner Verband Deutschland gekört. Bei den Weltmeisterschaften im Springreiten 1986 in Aachen konnten Conrad Homfeld und Abdullah den Erfolg der Olympischen Spiele – Gold mit der Mannschaft und Silber im Einzel – wiederholen. Darüber hinaus wurde er zum besten Pferd dieser Weltmeisterschaft gekürt.
Abdullah gewann zahlreiche Nationenpreise und war Sieger der Großen Preise von Cleveland 1980, Detroit 1982, Boston und Rom 1983, wodurch er zugleich zum weltweit erfolgreichsten Springpferd der Trakehner Zucht ernannt wurde.
Nachdem er 18-jährig aus dem Sport verabschiedet worden war, wurde er von Sue Williams weiterhin privat geritten. Er starb am 5. Januar 2000 im Alter von 30 Jahren an einer Kolik. 2009 wurde er in die United States Show Jumping Hall of Fame aufgenommen. Die The Chronicle of the Horse kürte ihn zu einem der besten Pferde des Jahrhunderts.
Abdullah wurde unter anderem für die Zuchten Trakehner, Oldenburger, Hannoveraner, Irisches Sportpferd, Sella Italiano und Selle Français anerkannt. Er ist Vater von international erfolgreichen Springpferden, unter seinen Nachkommen waren mehrere United States Equestrian Federation Pferde des Jahres.
Insgesamt hat Abdullah bei den Trakehnern in Deutschland drei gekörte Söhne (Schneesturm, Idahoe und Alaskatraum), der in den USA gekörte Hengst Special Memories wurde vom Trakehner Verband Deutschland anerkannt. Durch sein Tiefgefriersperma ist es heute noch möglich, mit ihm zu züchten.
Durch Abdullahs Karriere wurde erneut bestätigt, wie erfolgreich die Zuchten aus Zweibrücken waren und bis heute noch sind, was auch schon Napoleon wusste, der fast seine gesamte Armee mit Zweibrücker Pferden ausstattete.
Abdullah