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Drei Ixheimer Brüder und der österreichische Arlbergtunnel

Im Jahre 1880 begann mit dem Bau der 10,4 km langen Alpenröhre zwischen St. Anton und Langen eines der zur damaligen Zeit größten Verkehrsbauvorhaben Österreichs.

Der am 11.05.1836 in Ixheim/Bayern (damals gehörte die Pfalz noch zu Bayern!) geborene Daniel Lapp gründete im Alter von dreißig Jahren ein Eisenbahnbauunternehmen. Mit diesem war er ursprünglich in Deutschland tätig und verschaffte sich in kürzester Zeit einen sehr guten Ruf in dieser Branche. Mit seinen Brüdern Jakob und Ludwig (Louis), die mit ihm zusammen die Firma führten, erhielt er 1871 seinen ersten großen Auftrag in der Steiermark (Österreich): Ausbau der Bahnlinien Schwanberg-Wies (1873) mit Nebenstrecken nach Steieregg und Pölsing sowie Reichberg-Friedland (1873–75).

Die Gebrüder Lapp waren weltweit das erste Tunnelbauunternehmen, welches dampfbetriebene Bohrmaschinen einsetzte. Hierdurch wurde die Arbeit erleichtert und Bauvorhaben dieser Art konnten in kürzerer Zeit vollendet werden.

1880 wurde dem Unternehmen Lapp der Bau der Westseite des Arlbergtunnels übertragen; zeitgleich erhielt die Firma Ceconi den Bauauftrag die Tunnelröhre von der Ostseite aus in den Fels zu treiben. Durch den Einsatz der dampfbetriebenen Bohrmaschinen wurde die Tunnelanlage bereits nach viereinhalb Jahren fertiggestellt (ursprünglich waren sechs Jahre dafür eingeplant).

Am 6. August 1884 wurde der Arlbergtunnel vom österreichischen Kaiser Franz Joseph I. feierlich eingeweiht und der vom österreichischen Volk gefeierte Daniel Lapp zugleich in den Adelsstand erhoben. Seither nannte er sich Daniel von Lapp.

Daraufhin beschloss er sich für immer in Österreich niederzulassen. Er vergrößerte sein Eisenbahnbauunternehmen, welches er bereits während der Bauarbeiten am Arlbergtunnel komplett in seine neue Wahlheimat verlagert hatte. Für seine Arbeiter ließ er eine Wohnsiedlung errichten und spendete seiner Wohngemeinde Preding elektrische Straßenbeleuchtungen.

Zeitgleich hielt Daniel Lapp Ausschau nach weiteren Erwerbsquellen und gründete eine Tischler- und Schlosserwarenfabrik mit Weicheisen- und Stahlgießerei in Graz. Einige Jahre später errichtete er eine Eisen- und Bergbaugesellschaft in Rottenmann/Steiermark mit einer für damalige Verhältnisse sehr modern ausgestatteten Blech- und Achsenfabrik. Sie existiert noch heute unter dem Namen Roto-Frank Eisenwaren.

Des Weiteren stieg er in den slowenischen Kohlebergbau ein, wobei er im Raum Cilli eines der größten Braunkohlevorkommen Europas entdeckte. Anschließend gründete er die erste Brikettfabrik in der Steiermark.

Bereits 1883 spendete der Unternehmer seiner Geburtsstätte Ixheim (die damals noch eine eigenständige Gemeinde war) aus den Einnahmen des Tunnelbaus 5000 österreichische Gulden. Die Spende war verknüpft mit der Auflage, das Geld anzulegen und jährlich am 22. Dezember die Zinserträge an bedürftige Menschen auszuzahlen. Dazu wurde in Ixheim ein Komitee gegründet, welches das Geld der Lapp’schen Stiftung verwaltete und sich um die Auszahlungen kümmerte. Die Gemeinde Ixheim dankte Daniel Lapp und zeigte sich für die Spende erkenntlich. Sie verpflichtete sich, das Familiengrab der Familie Lapp zu pflegen. Außerdem wurde die Straße am Ixheimer Friedhof zur Lappstraße umbenannt. Daniel Lapp erwarb das südlich von Graz gelegene Schloss Horneck und ließ es zu einem Mustergut mit landwirtschaftlicher Nutzung ausbauen. Dieser Landsitz sowie seine anderen Betriebe und Firmen brachten ihm beachtliche Gewinne ein. Dort verstarb er am 14.10.1910.

 

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